Seestar S50

In den letzten Jahren sind einige smarte/intelligente Teleskope auf den Markt gekommen. Die mit ihnen erzielten Resultate sind vor allem in Anbetracht ihrer geringen Öffnung mehr als beeindruckend. So besitzt etwa das Seestar S50 nur eine Objektivöffnung von 50 mm. Durchforstet man das Internet nach mit dem Seestar gemachten Aufnahmen, kommt man aber aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Bilder können zwar nicht mit professionellen Aufnahmen mit wesentlich teureren Equipment mithalten, aber es erscheint wie ein Wunder, auf welch bequeme und günstige Art und Weise  man 2025 zu mehr als ansehnlichen Deepsky-Fotos gelangt. Vor 10 Jahren war dies alles noch völlig undenkbar.

Galaxien M81 und M82

Bildquelle: samerharry; https://www.astrotreff.de/gallery/index.php?image/13659-m81-und-82-mit-seestar-s50/

Da ich auch von diesen Smart-Teleskopen mehr als fasziniert bin habe ich mir ein refurbished Seestar S50 um nur 495 Euro bei Optical Systems gegönnt. Die hatten zufälligerweise gerade ein Expemplar im Angebot (Normalpreis rund 700 Euro):

Ein Sonnenfilter ist auch schon im Lieferumfang enthalten, den werde ich wohl als erstes nutzen, wenn ich die Sonne noch heute beobachte…

Neben den beeindruckenden Bildergebnissen besticht vor allem die simple Bedienung der Smartteleskope. Das Seestar muss man etwa nur waagrecht aufstellen und dann kalibriert sich das Gerät praktisch von selbst und ist nach ca. 3 Minuten einsatzbereit. Die aufgenommenen Bilder werden auch vom Gerät automatisch überlagert/gestackt. Am Ende hat man ein fixfertiges, auch schon bearbeitetes Bild in den Händen. Einfacher geht es wirklich nicht mehr…

Damit man das Seestar noch einfacher waagrecht ausrichten kann, habe ich mir diese Nivellierplatte auf Amazon gekauft:

Zum Laden des eingebauten Akkus benötigt man ein 5V/3A Netzteil, welches ich auch auf Amazon gefunden habe:

Gestern gab es „first light“ mit meinem Seestar S50. Zuerst hatte ich Schwierigkeiten, die Sonne zu fokusieren. Daher schwenkte ich das Teleskop auf ein irdisches Ziel und fokusierte zunächst manuell. Die Bäume befinden sich in einer Entfernung von 4 km!

Danach wusste ich, dass der Fokus für die Sonne bei rund „1600“ stehen muss. Jetzt war es dann auch klein Problem mehr, unser Zentralgestirn scharf zu bekommen:

Sonne, 6.9.2025

Dies ist wohlgemerkt ein Einzelbild ohne jegliche Bearbeitung. Dennoch kann man bereits die dunkle zentrale Umbra und die etwas hellere äußere Penumbra der Sonnenflecken erkennen. Ich bin mehr als begeistert…

So, gestern war es dann soweit für die ersten Deepsky-Aufnahmen. Mein Bruder führte mich und das Teleskop nach Kalkleiten. Dies liegt rund nur 5 km nördlich von Graz (rund 300 000 Einwohner) auf einer Höhe von 750 m. Dort findet man verglichen zur Großstadtnähe einen bemerkenswert dunklen Sternenhimmel. Und das gute daran, ich bin mit dem Auto in 20 Minuten von mir zuhause dort. Der Himmel ist zwar nicht vergleichbar mit einem dunklen Fleck inmitten der Alpen, aber in Anbetracht der geringen Umstände nahezu ideal.

Blick auf Graz (der gewählte Standort befindet sich noch etwas weiter nördlich, wo es erheblich dunkler ist):

Standort mit Blick in Richtung Süden/Graz. Man erkennt gut die Himmelsaufhellung durch die Stadt und meinen Bruder bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schmaucherln einer Zigarette…

Der große Wagen, aufgenommen in Richtung Norden mit meinem Huawei-Smartphone, 30 sek:

Die Andromedagalaxie M31 steigt im Osten schön langsam über den Bäumen auf. Aufgenommen wieder mit meinem Smartphone, 30 sek:

Das Seestar S50 startbereit auf einem Feldweg gleich neben der Straße:

Nun aber die Ergebnisse mit dem Seestar S50. Ich habe mich für eine Galaxie, einen Kugelsternhaufen und 3 planetarische Nebel entschieden, weil ich letztere besonders abwechselnd und schön finde.

Kugelsternhaufen M3 in den Jagdhunden:

Hantelnebel M27 im Sternbild Fuchs:

Whirlpoolgalaxie M51 im Sternbild Jagdhunde, leider beeinträchtigt durch ein vorbeifahrendes Auto. Das automatische Stacking hat das eine aufgehellte Bild scheinbar mitberücksichtigt…

Etwas unterhalb von M51 ist IC4263 mit einer Helligkeit von 14.44 mag zu erkennen, ein Wahnsinn 😉

Ringnebel M57 in der Leier:

Eulennebel M97 im Sternbild großer Wagen:

Bearbeitet wurden die Bilder mit der Freeware Gimp und zwar nicht einmal 3 Minuten pro Bild. Ein wenig an den Histogrammen und Graphen drehen und schon passt es in meinen Augen. Ich muss aber gestehen, dass ich absolut kein Freund von übertriebener Bildbearbeitung bzw. Aufnahmen im Stundenbereich bin.

Jetzt kommt nämlich der Knaller: Die obigen Bilder sind maximal 6 (!) Minuten belichtet. Natürlich kann man mit deutlich längeren Belichtungszeiten noch viel mehr rausholen, aber das ist eigentlich gar nicht meine Intention. Ich bin in den 1980er Jahren mit der Astronomie in Kontakt gekommen. Auf der Volksternwarte Steinberg stand damals ein gigantischer 40 cm Newton von Meade. Die visuellen Eindrücke mit diesem Teleskop, aber auch Astrofotos mit noch analoger Kamera damit bin ich gewohnt und liebe ich. Meine Astrofotos mit dem Seestar S50 sollen diese Erinnerungen wecken und nicht in mMn total künstlich wirkenden Ergebnissen ausarten. Aber das sieht bestimmt ein jeder anders.

Ich werde mit dem Seestar versuchen möglichst viele Mitglieder der Messier-Katalogs aufzunehmen. Wenn es Neuigkeiten gibt, geht es hier weiter…

Zum Schluss das Youtube-Video: