Astrofotografie mit Smartphone & Fernglas

Wie man anhand meiner vielen Experimente/Geräte sehen kann stellt es für mich einen besonderen Reiz dar, mit möglichst einfachen bzw. günstigen Mittels brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Dies ist hier im Falle der Astrofotografie nicht anders, denn nicht jeder hat das Geld und die Lust, tausende Euro in Astroequipment zu stecken. Schüler, die erst mit dem Hobby beginnen erst recht nicht…

Deshalb versuche ich nur bewaffnet mit einem Fernglas, einem Stativ und einem Smartphone helle astronomische Objekte wie die Andromedagalaxie M31 zu fotografieren.

Für diese Zwecke habe ich mir neben drei Feldstechern (konkret 8 x 60, 9 x 63 und 20 x 80) zwei gebrauchte Cullmann-Stative für je 25 Euro, universelle Handyhalterungen für rund je 15 Euro und eine Fernglashalterung aus Metall mit einem 1/4″ Gewinde für rund 10 Euro gekauft. Wichtig ist, dass der Feldstecher über ein Gewinde zur Anbringung der Halterung verfügt. Mit dieser Ausrüstung ist es möglich, das Smartphone bequem hinter dem Okular des Feldstechers zu postieren.

Hier die Smartphone-Halterung….

…. und die Fernglashalterung aus Metall

Mein 8×60 Fernglas:

mit dem 1/4 Zoll Gewinde zur Befestigung der Halterung:

Und hier das 9×63 Fernglas:

Sehr empfehlen kann ich die Stativmodelle 2503 und 2505 von Cullmann:

Obwohl das 9×63 Fernglas gegenüber dem 8×60 Fernglas eine höhere Vergrößerung besitzt, ist sein Bildausschnitt dennoch größer wie man anhand des folgenden Motivs erkennen kann:

Ein erster Test am Nachthimmel inmitten einer Stadt zeigt mit dem 20×80 Fernglas bei Einzelaufnahmen mit nur 2 Sekunden Belichtungszeit Sterne mit einer scheinbaren Helligkeit größer als 10 mag.

Den Bereich um den Stern Regulus im Sternbild Löwe habe ich mit dem 9×63 Fernglas aufgenommen, mehrere Bilder mit Deep Sky Stacker gestackt und das Resultat dann mit dem Grafikprogramm Gimp bearbeitet. Dabei wurden selbst unter den schlechten Großstadtbedingungen Sterne mit einer scheinbaren Helligkeit von > 11 mag sichtbar:

Für die automatische Aufnahme vieler Bilder in Serie verwende ich die App DeepSkyCamera:

 

Zum sog. Stacken dieser Aufnahmen eignet sich wie schon erwähnt die kostenlose Software Deep Sky Stacker (http://deepskystacker.free.fr/german/):

Hier die Benutzeroberfläche des Grafikprogramms GIMP, welches ich wie gesagt zur Nachbearbeitung der gestackten Bilder verwende:


Ergebnisse:

Offener Sternhaufen M44 (Praesepe lat. Krippe) im Sternbild Krebs:


Der Mond oder die Sonne sind natürlich auch sehr gut für Smartphones geeignete Astromotive. Hinweis: Bei der Beobachtung der Sonne ist immer ein entsprechender Sonnenfilter zu verwenden. Ja nicht direkt ohne Filter mit dem Fernglas oder Fernrohr in die Sonne schauen! Dies führt zur Erblindung.

Ich verwende die weit verbreitete Sonnenfilterfolie der Firma Baader Planetarium (https://www.baader-planetarium.com/de/sonnenbeobachtung/astrosolar-brillen-und-folien/astrosolar-eco-size-safety-folie-5.0-140×155-mm.html). Diese gibt es mit der optischen Dichte 5 und ausschließlich für die fotographische Verwendung mit der optischen Dichte 3.8.

Ein abnehmbarer Sonnenfilter für das Fernglas oder Fernrohr lässt sich sehr einfach mittels Karton selbst herstellen. Um einen Ring aus Karton wird die Filterfolie gespannt und dann mit einem weiteren, äußeren Kartonring fixiert.

Bildquelle: https://www.nasa.gov/mission_pages/sdo/the-sun-now/index.html

Auf der Sonne ist gerade nicht allzu viel los. Den einen größeren Sonnenfleck konnte ich dennoch auf meinem Bild festhalten.


Kugelsternhaufen M3 im Sternbild Jagdhunde (lat. Canes Venatici): Helligkeit 6.3 mag

Zum Jahresabschluss habe ich mit dem Smartphone und meinem 20×80 Fernglas die schmale Sichel der Venus fotografiert. Ist finde ich gar nicht so schlecht geworden…

Vor ein paar Tagen habe ich mitten in Graz (ca. 290.000 Einwohner) versucht, die Andromedagalaxie M31 mit dem Fernglas+Smartphone aufzunehmen. Viel habe ich mir angesichts der starken Aufhellung des Himmels und der kurzen Belichtungszeiten von jeweils nur 3 Sekunden nicht erwartet. Insgesamt konnte ich dann 255 Bilder mit DeepSkyStacker stacken, was einer Gesamtbelichtungszeit von 12 min 45 sek entspricht.

Angesichts des Ergebnisses war ich dann doch positiv überrascht. Man kann sowohl die beiden Begleitgalaxien M32 und M110 sehen, als auch bereits andeutungsweise Staubbänder in der Andromedagalaxie. Natürlich reicht das Ergebnis nicht ansatzweise an professionelle Bilder heran, aber wenn man die simple Ausstattung und vor allem den äußerst ungeeigneten Standort mitten in einer Großstadt ohne Filter berücksichtigt, kann ich wohl mehr als zufrieden sein mit dem Ergebnis…

Gestern nahm ich dank der “relativ” guten Bedingungen (kein Mond) den berühmten Orionneben M42 auf. Leider erfasste DeepSkyStacker deutlich weniger Bilder als noch bei der Andromedagalaxie. Von rund 270 Rohbildern konnten daher letztendlich nur 135 Bilder mit einer Gesamtbelichtungszeit von bescheidenen 6 min 45 sek gestacked werden. Die deutlich geringere Deklination von M42 erhöht natürlich die scheinbare Bewegung am Himmel. Deshalb waren die Sterne bei 3 sek Belichtungszeit viel stärker zu kleinen Bögen verformt als noch bei der Andromedagalaxie. Daher tat sich scheinbar der DSS auch viel schwerer mit der Erfassung der Bilder.

Einzelbild:

Hier das fertig gestackte Bild, welches DSS liefert:

In den mit GIMP bearbeiteten Bildern erkennt man aber zumindest schon die auf Wasserstoff basierende rot-bläuliche Farbe des Emissionsnebels:


Die Plejaden (M45) im Sternbild Stier, der wohl bekannteste offene Sternhaufen am Himmel

Einzelbild:

Gestacked und bearbeitet:

Die beiden Sternhaufen M36 (Helligkeit 6.0 mag) und M38 (6.38 mag) im Sternbild Fuhrmann:

Einzelbild:

Gestacked und bearbeitet:

Wenn ich weitere Bilder mit dem Smartphone aufgenommen habe, geht es hier weiter…