Astrofotografie – günstig

Meine astrophotographischen Aktivitäten liegen schon “etwas” länger zurück. Hier ein Auszug meiner bescheidenen Ergebnisse.

Wenn man so wie ich keine spezialisierte Astrokamera besitzt oder einfach auch zur Photographie nicht immer den Laptop inkl. Kabelsalat mitschleppen möchte, der kann auch auf seine gewöhnliche Digitalkamera zurückgreifen. Um mit dieser Aufnahmen durch das Okular des Teleskops machen zu können, habe ich mir einen eigenen verstellbaren Kamerahalter aus Metallwinkel und einer Rohrschelle gebastelt:


Mond und Planeten:

Merkur und Venus am Abendhimmel des 6.1.2015: Einzelaufnahme mit 3 Sekunden Belichtungszeit

Venustransit 8. Juni 2004, aufgenommen mit einer Webcam und einem 70mm/700mm Refraktor

Totale Mondfinsternis am 3.3.2007, aufgenommen mit einem 70mm/700mm Refraktor

Mars, aufgenommen mit einer Sony DSC-HX20V und einem 200mm/800mm Newton mit Okularprojektion

Jupiter, aufgenommen mit einer Sony DSC-HX20V und einem 200mm/800mm Newton mit Okularprojektion

Saturn, aufgenommen mit einer Sony DSC-HX20V und einem 200mm/800mm Newton mit Okularprojektion

Zum Thema Planetenfotografie gibt es hier ein sehr gutes Video, in dem Schritt für Schritt der Weg von der AVI-Videodatei bis zum fertigen Planetenbild beschrieben wird: https://www.youtube.com/watch?v=SZAkmyT51vM

Die verwendeten Programme (PIPP, Autostakkert, REGISTAX) sind alle kostenfrei im Internet erhältlich!

1. Zentrieren des Planetenvideos mit PIPP:

2. Mitteln mit Autostakkert

Hier das fertig gemittelte Bild von Jupiter, wobei dafür nur der gewünschte Prozentsatz der besten Bilder aus dem Video herangezogen wird:

3. Schärfen des Bilds mit REGISTAX

 


Galaxien, Nebel und Sternhaufen:

Offener Sternhaufen h/χ Persei: Einzelaufnahme mit 30 sek Belichtungszeit

Kugelsternhaufen M3: Einzelaufnahme mit 30 sek Belichtungszeit

Offener Sternhaufen M11 (Wildentenhaufen): Einzelaufnahme mit 30 sek Belichtungszeit

Planetarischer Nebel M27 (Hantelnebel): Einzelaufnahme mit 30 sek Belichtungszeit

Planetarischer Nebel M57 (Ringnebel in der Leier): Einzelaufnahme mit 30 sek Belichtungszeit

Galaxie M81 im großen Wagen: 10 min Einzelaufnahme noch mit einer Analogkamera und einem 40 cm Newton f/4. Die Aufnahme entstand ca. 2 Wochen bevor in dieser Galaxie die Supernova SN 1993J (siehe Abbildung rechts) entdeckt wurde.

Kugelsternhaufen M92 im Sternbild Herkules, mein Lieblingskugelsternhaufen: Einzelaufnahme mit 30 sek Belichtungszeit

M42, der bekannte Orionnebel, aufgenommen noch mit einer Analogkamera mit einem 40cm-Newtonteleskop:


Ich habe mir eine kleine und leichte parallaktische/äquatoriale Montierung vom Typ GSO Skyview gebraucht um nur 80 Euro gekauft. Einsetzen möchte ich sie rein zur Astrofotografie mit einer DSLR-Kamera und Brennweiten zwischen 50 und max. 300 mm. Die geplanten Belichtungszeiten sollen je 30 Sekunden nicht übersteigen. Ich hoffe, dass sich die Montierung dafür als geeignet erweist. Sie besitzt einen Polsucher und einen Nachführmotor in Rektaszension. Was will man noch mehr um diesen Preis 😉

Hier der Blick durch den Polsucher:

Zuerst habe ich ja mit der rein mechanischen Nachführung Omegon minitrack LX3 geliebäugelt. Diese bekommt man aber selbst gebraucht nicht viel unter 200 Euro. Zudem muss dann noch neben dem Stativ ein Kugelkopf besorgt werden. Belastbar wäre die minitrack LX3 laut Beschreibung bis zu 3 kg. Das ist meine GSO Skyview mit Leichtigkeit. Anstelle der Stativplatte werde ich zwischen den Stativbeinen eine Metallkette spannen. So kann ich die Beine zum Transport immer schön zusammenlegen und beim Spreizen gibt es trotzdem die notwendige Stabilität.

Damit ich die Digitalkamera an der Montierung befestigen kann, habe ich mir noch eine Prismenschiene mit 1/4″ Schraube gekauft. Bezüglich einer DSLR-Kamera schaue ich mich auch gerade auf dem Gebrauchtmarkt um.

Freue mich gerade riesig, da die gebrauchte DSLR Canon EOS 1100D angekommen ist. Zusammen mit zwei Zoomobjektiven (18-55 mm und 75-300 mm) hat mich der ganze Spaß lediglich 150 Euro gekostet. Wie schon erwähnt werde ich diese Kamera auf meine Skyview GSO Montierung setzen und dann Bilderserien a 30 Sekunden machen. Mit 300 mm Brennweite müsste schon das eine oder andere Deep-sky-Objekt zu erkennen sein.

Hier das finale Setup für die wohl konkurrenzlos günstige Astrofotografie für Einsteiger:

Die Steuerung, sowie die Akkus und der Fernauslöser sind mit Klettverschluss an den Stativbeinen fixiert. Es fehlt noch die Metallkette, welche zwischen den Beinen gespannt wird. Im Gegensatz zur Stativplatte kann man die Beine zum Transport ganz einfach einklappen und im gespannten Zustand erhöht sich dennoch die Stabilität.

Vor der Polsucheröffnung habe ich eine dimmbare, rote LED montiert. Hoffentlich bewährt sich diese Konstruktion mit den verbiegbaren Zuleitungen…

Hier noch die Gesamtkosten meiner Ausrüstung inkl. Digitalkamera. Um dieses Geld bekommen wohl andere nicht einmal ein einzelnes Objektiv für ihre Kamera. Es geht aber wie gezeigt auch deutlich günstiger. Bis auf den Akku und die Prismenschiene sind aber auch alle Teile gebraucht gekauft.

Da die maximale Brennweite des Canon-Zoomobjektivs mit 300 mm doch recht bescheiden für die Aufnahme von Deep Sky Objekten ist, habe ich mir einen äußerst günstigen Refraktor von Bresser gegönnt. Dieser besitzt eine Öffnung von 90 mm und eine Brennweite von nur 500 mm. Gekostet hat mich dieses Linsenfernrohr nicht einmal 110 Euro. Bei diesem Preis kann man auch über die z.B. einfache Ausführung des 1.25″-Okularauszugs hinwegsehen. Ein Achromat mit einer derart kurzen Brennweite besitzt natürlich einen gehörigen Farbfehler (chromatische Aberration).

Aber ich erwarte auch keine Ergebnisse wie mit einem 1000 Euro Apochromaten aufgenommen. Hoffentlich schafft meine Montierung eine halbwegs genaue Nachführung für ca. 30 Sekunden, dann wäre ich schon mehr als glücklich…

Okularseitig montiere ich dann meine Canon EOS 1100D mittels 1.25″-T2-EOS-Adapter. Diese bekommt man sehr günstig auf aliexpress (https://de.aliexpress.com/item/4000122306873.html) oder beim astronomischen Fachhandel:

Heute ist der Bresser-Achromat mit 90 mm Öffnung und 500 mm Brennweite angekommen. Obwohl an einigen Stellen billig (Plastikteile) verarbeitet, bin ich vom erhaltenen Gegenwert (Kaufpreis 105 Euro inkl. Versand) mehr als begeistert. Um dieses Geld kaufen sich andere Astronomen nicht einmal einen Sucher oder 1/3 eines Okulars. Beim nächsten Neumond und klarem Himmel geht es zu meinem Lieblingsbeobachtungsort in Kalkleiten unweit von Graz…

Gestern konnte ich die Sonne mit meinem neuen Setup aufnehmen, wobei vier Sonnenflecken zu sehen sind:

Sonne am 9.8.2022

Da der Okularauszug ein wenig wackelig war, klebte ich mehrere Streifen dünnes Isolierband um ihn herum. Jetzt sitzt er zum Glück fest.

Wenn ich erste Sternaufnahmen  im Kasten habe, geht es hier weiter…